45. Reisetag - 5.11.08

Brrr….! Heute Morgen war’s 11 Grad und immer noch windig. Die Dame vom Camping sagte beim Auschecken, dass es ungewöhnlich kalt sei, so wie im Winter. Aha….

Auf dem Highway fuhren wir dann direkt nach Morwell zu Power Works. So heisst die Energiegesellschaft, die die Touren durch die Braunkohleminen durchführt. Es sind alles in allem vier Braunkohlekraftwerke in der Umgebung. Je nach Stand der Arbeiten wird dann entschieden, welches besucht wird. Wir durfen auf der zweistündigen Tour durch die Loy Yang Mine keine Fotos machen. Um dem, was wir alles gesehen haben, ein Bild zu geben haben wir hier ein paar Eckpunkte zusammengestellt:

87% der Energie von Victoria, dem Staat, in dem wir gerade reisen, wird von diesen Braunkohlekraftwerken im Latrobe Valley hergestellt. Der Rest ist Gas, Wasser und andere Energien.

Loy Yang produziert mit 4 Turbo-Generatoren 2′200 Megawatt und verbraucht bis zu 60′000 Tonnen Braunkohle pro Tag! (1 Megawatt für 1000 Haushalte). Die Mine wird im 24-Stunden-Betrieb geführt, 7 Tage die Woche. Wenn ein Generator still steht, dauert es einen Tag, bis er wieder betriebsbereit ist.

Sie ist die grösste Braunkohlemine im Tagbau in der südlichen Hemisphäre und bedeckt eine Fläche von 5000 Hektaren. Pro Jahr werden ca. 30 Mio Tonnen Braunkohle aus dem Boden gefräst und verbrannt. Aktuell ist das Abbauloch 650 Hekaren gross und ca. 200 Meter tief.

Drei der vier Minen-Schaufelradbagger sind 190 Meter lang und es benötigt nur zwei Leute, um sie zu bedienen. Sie sind auch 50 Meter hoch und 5000 Tonnen schwer. Sie können 3600 Tonnen Kohle pro Stunden fördern. Sie fressen sich mit einer Geschwindigkeit von 8 Metern pro Minute in die Braunkohle.

Die Kohle wird über Förderbänder vom Bagger direkt ins EW befördert. Diese Förderbänder sind 2 Meter breit und bis zu 12 km lang. Die Kohle wird mit 19 km/h transportiert.

168′000 Mio. Tonnen Braunkohle sind schätzungsweise im Latrobe Valley vorhanden. Die Braunkohle enthält ca. 70% Wasser. Dieses muss zuerst der Kohle entzogen werden, bevor sie pulverisiert und verbrannt wird. (Geschieht alles direkt im Verbrennungszyklus)

Da die Braunkohle nicht lagerbar ist (Zündgrenze 37 Grad) kann auch kein Vorrat angelegt werden. Wenn also die Bagger in der Mine ausfallen, kann Loy Yang noch 18 Stunden Strom produzieren, danach steht das ganze EW still.

Im Durchschnitt braucht das EW 90 Millionen Liter Wasser am Tag (Brauchwasser, Regenwasser, Drainagewasser) und drei Millionen Liter Trinkwasserqualität.

30 – 35 Mio. Liter Grundwasser werden zur Stabilisation der Mine täglich abgepumpt.

Der Dampfdruck für die Turbinen ist 16.8 Megapascal und die Temperatur beträgt 541 Grad. 430 kg Dampf werden pro Sekunde vom Boiler ausgestossen.

Hier noch ein Bild von der Homepage der Loy Yang-Mine, da wir selber nicht föttelen durften. Im Vordergrund der riesen Schaufelradbagger, dahinter alles Braunkohle, bis zum Himmel. Dort war mal der Boden...

Hier noch ein Bild von der Homepage der Loy Yang-Mine, da wir selber nicht föttelen durften. Im Vordergrund der riesen Schaufelradbagger, dahinter alles Braunkohle, bis zum Himmel. Dort war mal der Boden...

 

Nach dieser sehr eindrücklichen, zweistündigen Tour, die einem bezüglich umweltfreundlicher Energieproduktion schon zu denken gibt (vorher der Stausee mit den toten Bäumen, nun das riesen Loch) sind wir weiter auf dem Highway Nr. 1 Richtung Melbourne. Den Camping hatte Thomas aufgrund der Karte so ausgesucht, dass er ausserhalb von Melbourne liegt und wir gut daran heran und auch wieder weg fahren können. Wir sind dann gleich mit Bus und Tram (Regionalzug) in die Stadt gefahren. Das dauerte doch gut eine Stunde… vor unserem Camping hat es eine Strasse, die ist 6spurig in die eine und 4spurig in die andere Richtung. Und daneben, durch einen Wiesenstreifen abgesperrt, hat es noch eine normale, zweispurige Strasse. Hier sind es irgendwie alles mega-Dimensionen….! Wenn man da bei grün über die Strasse kommen will muss man sich wirklich beeilen!

Als wir in der Stadt ankamen, sind wir bei der Station Flinder Street ausgestiegen und voll in den Feierabendverkehr geraten. Hier hat es extrem viele Leute! Wenn die Ampel grün wird komme eine 10 Meter breite und ca. 5 Meter lange Wand von Leuten auf einem zu. Und wir wollten in die andere Richtung – mit vielen anderen. Naja, irgendwie ging’s. Für uns war es eher ein Kulturschock, so aus den Snowy Mountains rein in die Grossstadt. Aber als wir etwas vom zentralen Punkt um den Bahnhof weg waren, war es schon besser.

Das Wetter war mittlerweile leider bewölkt, so dass unsere ersten Skyline-Fotos mehr grau in grau sind. Wir sind dann noch auf den Rialto-Tower, von wo man einen 360° Rundblick über Melbourne hat. Mit dem Lift waren wir in 30 Sekunden auf 250 Meter Höhe. Danach hatten wir Hunger und sind wiederum dem Fluss entlang ins Beizenviertel gelaufen, um bei einem Italiener draussen zu essen. Das hätten wir ja nie geglaubt. Wir hatten uns auf ein kaltes, regnerisches Melbourne eingestellt und konnten jetzt draussen Znacht essen! Wir haben einfach ein obermegaglück mit dem Wetter!

Bei Sonnenuntergang ein Loch in der Wolkendecke und ein wunderbarer Blick auf einen Teil der Skyline von Melbourne

Bei Sonnenuntergang ein Loch in der Wolkendecke und ein wunderbarer Blick auf einen Teil der Skyline von Melbourne

Und wenige Stunden später am selben Ort... manchmal ist es hier in Australien schon fast kitschig.

Und wenige Stunden später am selben Ort... manchmal ist es hier in Australien schon fast kitschig.

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